Hannover, 09.09.2008. Heftige Kritik an der geplanten Versorgung von Altenpflegeheimbewohnern mit Blasenschwäche durch die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) haben heute Pflegeexperten der Caritas in Niedersachsen in Hannover geäußert. Danach plant die AOK in Niedersachsen zum 1. Oktober, Hilfsmittel wie Inkontinenz-Vorlagen oder Netzhosen für Menschen mit Blasenschwäche (Inkontinenz) zentral einzukaufen und alle Betroffenen damit zu beliefern.
„Ich appelliere dringend an die Verantwortlichen der AOK, den Vorgang der Ausschreibung zu stoppen und einen neuen Rahmenvertrag mit pauschaler Regelung anzustreben“, sagte Franz-Josef Hollemann, Referent für Altenpflege beim Caritasverband für die Diözese Hildesheim. Die bisherige Praxis sieht vor, dass die Krankenkassen in Niedersachsen pro inkontinentem Patienten monatlich einen Betrag von 33 Euro an das jeweilige Altenpflegeheim zahlt. Die Pflegekräfte in den Einrichtungen entscheiden dann auf Grund ihrer Erfahrung und ihres Wissens, welche Windel oder Vorlage für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist.
„Schlechte Vorlagen können die Feuchtigkeit nicht halten. Die Bewohner spüren, dass die Windel riecht und verlassen deshalb nicht mehr ihr Zimmer“, sagte Werner Westerkamp, Leiter eines Altenpflegeheims in Damme (Landkreis Vechta) – Betroffenen droht ein Stubenarrest aus Scham. Tobias Ising, Leiter eine Altenpflegeheimes in Neuenhaus (Landkreis Grafschaft Bentheim), betonte für den Diözesan-Caritasverband Osnabrück, die bisherige Praxis sei relativ unbürokratisch. Auch habe sich das Prinzip der Pauschale bisher bewährt.
Die Experten waren sich einig: eine Zunahme von Druckgeschwüren (Dekubiti) oder anderen Verletzungen im Schambereich, die durch den Einsatz minderwertiger Ware entstehen könnten, ist unvermeidbar. Westerkamp: „Die harmloseste Folge schlechter Vorlagen ist ein Hitzestau im Schambereich, der zu Hautreizungen führt. Im schlimmsten Fall droht ein Dekubitus.“
In Mecklenburg-Vorpommern sei das Modell durch die dortige AOK bereits eingeführt worden und habe massive Probleme verursacht. „Deshalb fordert die Caritas die AOK auf, ihre Pläne rückgängig zu machen“, sagte Hollemann.
In Niedersachsen gibt es rund hundert katholische Pflegeheime, die unter dem Dach des Caritasverbandes für die Diözese Hildesheim, des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück bzw. des Landes-Caritasverbandes für Oldenburg organisiert sind. In den Häusern leben etwa 7.000 alte Menschen, etwa die Hälfte von ihnen hat Inkontinenzprobleme. Wiederum die Hälfte, also rund 1750 sind betroffene AOK-Versicherte.
Herausgegeben von Caritas in
Niedersachsen
Text: Heribert Schlensok/rk
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