Thuine, 01.09.2006. Durch die Umstellung des Vergütungssystems auf Fallpauschalen (DRG´s) sind die Krankenhäuser zunehmend gehalten, die Patienten früher zu entlassen. Gesundheitspolitischer Wille ist, die durchschnittliche Verweildauer von neun auf sechs Tage zu reduzieren. Im Jahr 2005 lag die durchschnittliche Verweildauer bei 8,5 Tagen. Dies hat zur Folge, dass Patienten zukünftig kränker und pflegebedürftiger entlassen werden. Komplexere Pflegeleistungen müssen von ambulanten Pflegediensten und Einrichtungen der Altenpflege erbracht: Mitarbeiter ambulanter und stationärer Pflegedienste müssen verstärkt Wundversorgung, Krankenbeobachtung sowie auch intensivmedizinische Betreuungen übernehmen. Dabei gilt es Qualitätsstandards zu erreichen, die denen der Krankenhäuser entsprechen.
Das Deutsche Netzwerk für Qualitätssicherung an der Fachhochschule Osnabrück hat den Expertenstandard "Entlassungsmanagement in der Pflege" erarbeitet. Dieser soll nahtlose Patientenüberleitungen zu weiterversorgenden ambulanten oder stationären Einrichtungen sicherstellen. Ein Konzept zur Umsetzung des Expertenstandards Entlassungsmanagement“ wurde nun vom Elisabeth Krankenhaus Thuine in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V. und kooperierenden Pflegeeinrichtungen erarbeitet.
„Die Umsetzung des Expertenstandards bedarf detaillierter einrichtungs-übergreifender Absprachen“ so Birgit Cruys, Projektleiterin und Fachberaterin des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e.V. Daher wurde auf Initiative von Frau Cruys eine regionale Arbeitsgruppe aus Vertretern kooperierender Sozialstationen und Altenpflegeeinrichtungen eingerichtet. Hier würden Überleitungsprobleme besprochen, Lösungsmöglichkeiten abgestimmt und ein neuer Pflegeüberleitungsbogen erarbeitet, der alle pflegerelevanten Daten aufführt, die für die Weiterversorgung des Patienten von Bedeutung sind. Der Pflegeüberleitungsbogen kann sowohl von Krankenhäusern als auch von Sozialstationen und Altenpflegeeinrichtungen für Entlassungen und Verlegungen genutzt werden. Erarbeitet wurde dieser von Mitarbeitern der Caritas-Sozialstation Freren, des Caritas-Altenpflegeheimes Freren und des Elisabeth Krankenhauses Thuine. Zudem wurden Ablaufbeschreibungen formuliert und abgestimmt. Diese zeigen detailliert auf, wer wann was im Zusammenhang mit Entlassungsmanagement zu erledigen hat.
„Wir möchten auch zukünftig an unserer hohen Versorgungsqualität festhalten und unsere Patienten gut versorgt entlassen“, so Schwester Luka, Oberin und Pflegedienstleitung des Elisabeth Krankenhauses Thuine. „Daher war es uns wichtig, ein Konzept zu erarbeiten, mit dem wir für unsere Patienten reibungslose Überleitungen sicherstellen können. Wir wollen Unsicherheiten bei unseren Patienten und ihren Angehörigen sowie auch Wiederaufnahmen infolge von Komplikationen vermeiden“ ergänzt Gerd Klues, stellvertretender Pflegedienstleiter, das Anliegen des Elisabeth Krankenhauses.
Innerhalb des Krankenhauses erarbeitete eine Projektgruppe ein hausinternes Umsetzungskonzept „Entlassungsmanagement“, das eng mit den Projektpartnern abgestimmt wurde. Hier wurden die einzelnen Schritte zur Patientenentlassung geprüft, optimiert oder neu definiert. Aufgabenbeschreibungen und klare Zuständigkeiten zeigen nunmehr den unterschiedlichen Berufsgruppen auf, welche Aufgaben wann und wie zu erledigen sind. „Für uns Ärzte ist beispielsweise neu, dass wir bereits kurz nach der Aufnahme einen geplanten Entlassungstermin festlegen müssen“, erläutert Dr. Markus Schade, Internist im Elisabeth Krankenhaus Thuine, die Veränderungen.
Eine Arbeitserleichterung soll zukünftig eine neu erstellte EDV-Checkliste bringen. Hier werden alle entlassungsrelevanten Daten eingetragen und gesammelt. Von allen an der Behandlung des Patienten beteiligten Personen ist sie jederzeit einzusehen und zu aktualisieren. Nach Aussage von Anke Robbe, Mitarbeiterin des Sozialdienstes im Elisabeth Krankenhaus Thuine, erspart die Checkliste zeitaufwendige Abstimmungen und stellt zudem sicher, dass relevante Vorbereitungen für die Patientenentlassung rechtzeitig ihre Umsetzung finden. Die durch die Ablaufoptimierung eingesparte Zeit ermöglicht wiederum, den Patienten und/oder seinen Angehörigen bedarfsgerechte Beratungen und Schulungen durch die Mitarbeiter des Pflege- oder Sozialdienstes anzubieten.
Die praktische Umsetzung des Projektes am Thuiner Elisabeth-Krankenhaus beginnt am 1. Oktober. Das nötige Know-how eignen sich die Mitarbeiter des Krankenhauses und der kooperierenden Einrichtungen im Rahmen von Informations- und Fortbildungsveranstaltungen an. Das Projekt wird auch in der Umsetzungsphase von Birgit Cruys begleitet. Die Projektevaluation ist für das zweite Quartal 2007 geplant.