Thuine, 15.01.2007. „Das Elisabeth-Krankenhaus zeigt, wie man den Reformdruck im Gesundheitswesen positiv umsetzt“, dieses Lob erhielt die Einrichtung in Thuine vom Parlamentarischen Staatssekretär im Familienministerium Dr. Hermann Kues. Das Lob galt der frühzeitigen Umsetzung des Expertenstandards „Entlassungsmanagement“ und der noch recht jungen Palliativstation. Der Abgeordnete des Wahlkreises Mittelems verschaffte sich gemeinsam mit dem Bürgermeister der Gemeinde Thuine, Dieter Mosler, einen Eindruck von den aktuellen Entwicklungen in der Prozessoptimierung.
Durch die Umstellung des Vergütungssystems auf Fallpauschalen sind die Krankenhäuser zunehmend gehalten, die Patienten früher zu entlassen. Das Deutsche Netzwerk für Qualitätssicherung an der Fachhochschule Osnabrück hat den Expertenstandard "Entlassungsmanagement in der Pflege" erarbeitet. Dieser soll nahtlose Patientenüberleitungen zu weiterversorgenden ambulanten oder stationären Einrichtungen sicherstellen. Ein Konzept zur Umsetzung des „Entlassungsmanagements“ wurde nun vom Elisabeth Krankenhaus Thuine in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V. und kooperierenden Pflegeeinrichtungen entwickelt. „Die Umsetzung des Expertenstandards bedarf detaillierter einrichtungsübergreifender Absprachen“ so Birgit Cruys, Projektleiterin und Fachberaterin des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e.V.
„Gemeinsam mit Vertretern kooperierender Sozialstationen und Altenpflegeeinrichtungen haben wir Überleitungsprobleme besprochen, Lösungsmöglichkeiten abgestimmt und einen neuen Pflegeüberleitungsbogen erarbeitet, der alle pflegerelevanten Daten aufführt, die für die Weiterversorgung der Patienten von Bedeutung sind“, erläuterte Sozialpädagogin Anke Robbe das sich seit Oktober 2006 in der Implementierungsphase befindende Projekt. „Wir wissen, dass vielen Menschen die immer kürzer werdenden Krankenhausaufenthalte Angst machen. Ein gutes Entlassungsmanagement garantiert jedoch eine optimale Weiterversorgung. Die gesamte Belegschaft des Krankenhauses plant mit dem umgesetzten Expertenstandard detaillierter und gezielter und macht damit für die Patienten den eigenen Aufenthalt und die Zeit danach planbarer. So wächst auch das Sicherheitsgefühl bei den Patienten“, berichtete Pflegedienstleiterin Schwester Luka über die ersten gemachten Erfahrungen. Kues zeigte sich beeindruckt von der geschaffenen Transparenz für Patienten und Angehörige.
Je positiver die enger werdende Vernetzung und die Prozessoptimierung ist, umso auffälliger sind aber auch die Brüche. Klara Graf, Verwaltungsleiterin des Krankenhauses, und Chefarzt Dr. Johannes-Hermann Schepers, berichteten von einem „künstlichen Bruch, den wir gerne vermeiden möchten: Wir dürfen bei uns auf der Palliativstation keine Hospizbetten haben. Das führt dazu, dass ein schwerstkranker Mensch, der zuvor bei uns auf der Palliativstation behandelt wurde, zum Sterben nicht zu uns kommen darf. Er müsste eigentlich in einem der nächstgelegenen Hospize Dinklage oder Emsdetten aufgenommen werden. Das können wir nicht mit unserem christlichen Menschenbild vereinbaren.“ Hermann Kues sagte zu, die Gesetzeslage zu prüfen, und das Anliegen, die Bereiche enger zu vernetzen, in Berlin anzusprechen. „Es muss eine Lösung im Sinne der Patienten gefunden werden“, so Kues. 204 schwerstkranke Patienten wurden im letzten Jahr auf der 8 Betten umfassenden Palliativstation behandelt. Im Vordergrund der Behandlung steht die Linderung der Krankheitssymptome. Von der wohnlichen Atmosphäre überzeugten sich die Politiker bei einem gemeinsamen Rundgang.
Abschließend wies Verwaltungsleiterin Graf darauf hin, dass trotz aller Chancen, die die Gesundheitsreform biete, „die auf uns zukommenden Kosten das größte Problem sind.“ Pauschal sollen die Krankenhäuser 0,7% ihres Budgets als „Sanierungsbeitrag“ zur Gesundheitsreform beisteuern. „Vor allem dieser Sanierungsbeitrag und die Mehrwertsteuererhöhung bereiten uns große Bauchschmerzen. Einsparen können wir nur noch bei den Personalkosten. Die interne Organisation ist bereits so optimiert, dass hier kaum noch Spielraum besteht. Ein weiterer Arbeitsplatzabbau wäre in diesem Fall kaum zu vermeiden“, so Graf. Kues zeigte Verständnis und betonte, dass sich auch die Krankenkassen bewegen müssten.