Die Arbeit ist getan: Mitwirkende der „Schulranzenaktion“ 2025 haben kürzlich im COMPASS Diakonie-Caritas-Haus 94 Tornister bestückt, die nun an bedürftige Kinder abgegeben werden. Sebastian Hamel
In wenigen Wochen erleben viele Kinder in der Grafschaft Bentheim ihren ersten Schultag - und dann darf ein schmucker Tornister natürlich nicht fehlen. Die Preise haben es allerdings in sich: Ein neuer Ranzen kann gut und gerne mit 280 Euro zu Buche schlagen, weiterer Schulbedarf wie Hefte oder Tuschkasten nicht einmal eingerechnet. Für Familien mit wenig Geld stellt dies eine große Herausforderung dar.
Aus diesem Grund ist kürzlich erneut die Grafschafter "Schulranzenaktion" gestartet worden, um Kinder aus von Armut betroffenen Haushalten kostengünstig mit neuwertigen Tornistern auszustatten. 94 Ranzen wurden in diesem Jahr gepackt: 50 für angehende Grundschüler und 44 für Schüler, die nach den Sommerferien eine weiterführende Schule besuchen. Die Grundschüler erhalten zudem bunt gefüllte Überraschungskartons mit Spielen und Unterrichtsmaterialien.
Organisiert wird die Aktion durch den Caritasverband Grafschaft Bentheim in Zusammenarbeit mit mehreren Kooperationspartnern, darunter das Spielzeuggeschäft Schulenberg, die Tafel Nordhorn mit ihren Zweigstellen in Wietmarschen und Schüttorf, die Tafel Emlichheim, der Brotkorb Neuenhaus und das "Lädchen" des SKF. Das Prinzip funktioniert wie folgt: Schulenberg-Inhaberin Sabine Wassong begibt sich bei Ranzen-Herstellern auf die Suche nach Restposten aus dem Vorjahr, die preiswert zu erstehen sind. Diese werden dann aus Mitteln des Caritas-Stiftungsfonds "(V)Echte Hoffnung" erworben und der "Schulranzenaktion" zur Verfügung gestellt.
Wer einen Tornister erhält, wird per Fürsprecher-System entschieden: Die Tafeln in den verschiedenen Grafschafter Kommunen kennen ihre Kunden und wissen daher, wo Bedarf besteht. Auch mit den Beratungsstellen im COMPASS Diakonie-Caritas-Haus, mit dem Frauenhaus des SKF sowie mit Kindertagesstätten, Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen besteht eine enge Zusammenarbeit. Die Ranzen werden zu einem Preis von jeweils 25 Euro in den örtlichen Ausgabestellen an die Bedürftigen abgegeben, das Geld fließt zurück in den Stiftungsfonds.
Barbara Feilmeier, Beirätin im Stiftungsfonds "(V)Echte Hoffnung", freut sich über diese unkomplizierte und gewinnbringende Zusammenarbeit: "Auf diese Weise ersparen wir uns langwierige Bedarfsprüfungen und es entstehen keinerlei Verwaltungskosten", sagt sie. "Durch das tolle Engagement aller Beteiligten können wir auch in diesem Jahr unser Ziel erreichen: Kindern einen fairen Schulstart zu ermöglichen." Renate Kuhn von der Tafel Nordhorn bestätigt, dass die Aktion für echte Erleichterung bei den Kunden sorgt: "So haben sie mehr Geld übrig für andere Schulmaterialien." Andrea Winter vom Ev.-ref. Diakonischen Werk erklärt zudem: "Weil es sich um neuwertige Produkte handelt, kommt es auch nicht zu einer Stigmatisierung der Kinder, wie es bei alten, gebrauchten Schultaschen der Fall wäre."
Entstanden war die "Schulranzenaktion" im Jahr 2016 auf Initiative der katholischen Stadtpfarrei St. Augustinus und des Caritasverbands. Seither konnten 772 Tornister beschafft und ausgehändigt werden, hinzu kommen 45.000 Euro an finanziellen Einzelfallhilfen. Allein die 94 nun gepackten Tornister entsprechen einem regulären Wert von 14.500 Euro. Zusätzlich wurden über eine Initiative in Schüttorf weitere 37 Ranzen besorgt, die in der Kleiderbörse "Jacke wie Hose" abgegeben werden.
Dass der Bedarf in der Grafschaft Bentheim vorhanden ist, zeigen nicht zuletzt die Zahlen: Das durchschnittliche verfügbare Jahreseinkommen liegt in der Grafschaft mit 22.148 Euro unter dem Niedersachsen-Schnitt von 23.375 Euro. Zurückzuführen ist dies auf einen relativ hohen Anteil an Geringverdienern im hiesigen Landkreis. Ende 2022 lebten 8750 Empfänger von Mindestsicherungsleistungen in der Grafschaft, Ende 2021 waren es noch 8039 Menschen. Die "Schulranzenaktion" wird voraussichtlich also auch in den kommenden Jahren ihre Notwendigkeit nicht verlieren.
Stiftungsfonds "(V)Echte Hoffnung"
Der Stiftungsfonds "(V)Echte Hoffnung - Hilfe aus der Grafschaft für die Grafschaft" unterstützt Menschen in der Grafschaft Bentheim, die in soziale oder materielle Not geraten sind und durch bestehende Hilfssysteme nicht ausreichend versorgt werden. Gegründet Ende 2023 vom hiesigen Caritasverband, baut er auf Erfahrungen der "Schulranzenaktion" auf, die seit 2016 bedürftige Kinder für einen fairen Schulstart ausstattet. Die Hilfe erfolgt zeitlich begrenzt und kann finanziell oder durch Beratungsangebote erfolgen - stets vermittelt über Einrichtungen wie Schulen oder soziale Träger. Ziel ist es, unkompliziert dort zu helfen, wo Lücken im Sozialsystem bestehen.
Wer die "Schulranzenaktion" unterstützen möchte, kann dies durch eine Spende an den Sitftungsfonds "(V)Echte Hoffnung" tun. Ein Schulranzen kostet die Stiftung 60,00 Euro.
Spendenkonto
Stiftungsfonds Vechte-Hoffnung
IBAN: DE80 2675 0001 0151 9212 77,
Kreissparkasse Nordhorn, BIC: NOLADE 21 NOH