Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe: Als Pawel Zieba, Direktor des Caritasverbandes für die Diözese Ermland, vor der Kirche in Mrągowo im polnischen Landkreis Olsztyn (Allenstein) den Osnabrücker Caritasdirektor Franz Loth in die weit geöffneten Arme schließt, wird die tiefe polnisch-deutsche Verbundenheit spürbar. Seit zwölf Jahren besteht die Partnerschaft zwischen den zwei Caritasverbänden. Die jährliche Osnabrücker Delegationsreise nach Olsztyn im Verwaltungsbezirk Ermland-Masuren ist wie eine Fahrt zu guten Freunden.
Polnisch-deutsch ist auch der Gottesdienst, den die Mitreisenden in Mrągowo feiern. Am Altar steht neben einem deutschsprachigen polnischen Priester und Caritasdirektor Pawel Zieba auch Diakon Johannes Buß, Leiter der Katholischen Landvolkhochschule in Oesede. Zur Osnabrücker Delegation gehören Vertreterinnen und Vertreter von Bistum, Landkreis und Kommunen. Der Landkreis Osnabrück pflegt seit 18 Jahren eine Partnerschaft mit dem Landkreis Olsztyn. Aus dieser Verbindung sind Kontakte zwischen Städten und Gemeinden, Schulen und Vereinen und eben auch der Caritasverbände entstanden.
"Wir ergänzen uns"
Bei regelmäßigen Treffen von polnischen und deutschen Caritas-Mitarbeitenden geht es sowohl um den kulturellen als auch um den fachlichen Austausch. "Wir lernen voneinander und ergänzen uns - und wir freuen uns immer wieder ganz besonders über die vielen persönlichen Begegnungen, die von großer Wärme und Herzlichkeit geprägt sind", beschreibt Franz Loth die langjährig gewachsene Beziehung zwischen den beiden Verbänden.
Diese besteht auf vielen Ebenen. Im Rahmen der diesjährigen Reise besuchen Franz Loth und Heinz-Bernd Mäsker, Geschäftsführer des St. Lukas-Heimes in Papenburg, die Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen eines Vereins für Menschen mit geistiger Behinderung in Biskupiec nahe Olsztyn. Das St. Lukas-Heim, eine Einrichtung der Behindertenhilfe in Trägerschaft des Diözesancaritasverbandes Osnabrück, pflegt seit Jahren den Kontakt zu diesen polnischen Partnern.
Chancen zum Austausch
Beim Gespräch in den Räumlichkeiten der Caritas in Olsztyn berichten die Sozialarbeiterinnen Irena Mogda und Joanna Mackiewicz von aktuellen Entwicklungen in der Behinderten- und Suchthilfe. In der Behindertenhilfe denkt die Caritas über Wohngemeinschaften für Alleinerziehende, die ein Kind mit Behinderung versorgen, nach. Conrad Tönsing, Geschäftsbereichsleiter Suchtprävention und Rehabilitation, zeigt sich interessiert an den Plänen der Olsztyner Caritas für eine Einrichtung der stationären Suchthilfe und bietet Austausch und Unterstützung an. "Hier ergeben sich vielfältige Möglichkeiten zur Zusammenarbeit", betont Günter Sandfort, stv. Caritasdirektor.
Die Kontakte bleiben eng und rege, auch wenn die Osnabrücker Delegation nach Hause zurückgekehrt ist. Und im nächsten Jahr kommen die deutschen Gäste wieder zu den polnischen Freunden - so wie es inzwischen die gute Tradition ist.