Zaunstreichen
Dank guter Vorbereitung von EINE KUH FÜR MARX gelangte unsere Gruppe am Samstagabend in die Ryabinovaya Ulitsa 18 in St. Petersburg und wurde von Natalia Pewzowa, der Leiterin des Caritas-Hauses, in Empfang genommen. Die Zimmer wurden geschlechtsspezifisch zugewiesen, wobei die männliche Fraktion, bestehend aus Jannik, Thomas, Sören, Fabian und David, den schön gestalteten Entspannungs- und Aufenthaltsraum unter dem Dach für sich verbuchen konnte. Die Frauengruppe, bestehend aus Dani, Theresa, Pia, Erna, Christin, Lara, Nora, Lina, Vanessa und Alexandra, wurde auf drei Zimmer im 2. Stock aufgeteilt. Der massive Vorteil war hier ein früherer Zugriff auf die Wasserversorgung, welche durch die Druckverhältnisse dann für die oberen Stockwerke häufig nicht mehr reichte. Der nächste Tag wurde dem Beschaffen von Rubel sowie einer Wochenkarte für Metro, Straßenbahn und Bus gewidmet. Derart ausgerüstet konnten die ersten Eindrücke der schönen Innenstadt gesammelt werden.
Am Montag starteten wir mit dem Arbeitseinsatz nach einer kurzen Einweisung durch Natalia Pewzowa und der Übersetzungshilfe durch Schwester Adriana aus Polen, die auch sehr gut Deutsch spricht. Wir erfuhren, dass unsere Dienste weniger am Metallzaun des Hauses benötigt wurden als an den Fenstern des Hauses. Mit den Worten "Der Winter naht" wurde auf die Dringlichkeit dieser Aufgabe hingewiesen und für die nächsten zwei Wochen war unser Auftrag klar. Es war geplant, um 9 Uhr mit dem Frühstück zu starten und täglich bis 14 Uhr zu streichen. Im Anschluss sollten wir Freizeit haben.
Die Fenster, bestehend aus zwei einfachverglasten Kachelfensterrahmen, verdoppelten die Anzahl der zu streichenden Fenster für uns. Die Größe dieser Aufgabe wurde uns schnell bewusst. Nach kurzer Orientierungs- und Planungsphase begannen wir uns durch die Kellergewölbe und zwei weitere
Stockwerke nach oben durch das Haus zu arbeiten. Hochmotiviert startete die Gruppe, allen Fenstern einen neuen, weißen Anstrich zu verpassen. Tatkräftig unterstützt wurden wir dabei von Jakub, Anjeschka und Nelly, die ebenfalls freiwillig aus Polen zum Helfen angereist waren. Nach demokratischen Prinzipien wurde beschlossen, die Arbeitszeit nach dem Mittagessen auf 17 Uhr auszuweiten, um sich so freie Tage am Freitag und Montag zu erarbeiten. Die Verköstigung in der Caritas zum Frühstück und Mittag war russisch, reichlich und gut. Das Pflegeheim im zweiten Stockwerk des Hauses wird von der Köchin Anja versorgt. Für unsere Gruppe kochte sie nun zusätzlich täglich das Mittagessen, bei dem auch die russische Nationalküche mit Suppen, Borsch und Blijnis nicht zu kurz kam. Leichte Schwierigkeiten beim Streichen ergaben sich immer wieder, konnten aber durch den Nachkauf von Material oder Anpassung unserer Taktiken im Arbeitsablauf meist gelöst wer-den. Am Abend unternahmen diejenigen, die nicht zu müde waren, immer wieder Ausflüge in die Stadt. Der Radius dieser Ausflüge erhöhte sich mit Dauer des Aufenthaltes, sodass jeder der Gruppe in der Lage war, Eindrücke und Erfahrungen mit Russland und seinen Einwohnern zu sammeln. Die Eremitage, Peterhof, Puschkin aber auch innerstädtische, moderne Bars oder das "Loft etagi projekt" waren beliebte Ziele. Besonders hilfreich für die Gruppe waren hier die Orts- und Sprachkenntnisse von Daniela, die als Freiwillige schon ein Jahr in St. Petersburg gelebt hatte.
An die Farbe - fertig - los
An den Fenstern kamen wir gut voran und erhielten Unterstüt-zung von weiteren Freiwilligen, die im zweiten Stockwerk, dem Pflegeheim, arbeiteten. Lina und Vanessa boten regelmäßig Abendandachten für die Gruppe an, wofür die hauseigene Kapelle genutzt werden konnte. Nach dem Wochenende, das einige Kleingruppen für Kurztrips sogar bis nach Moskau nutzten, konnten wir absehen, dass wir der Aufgabe gerecht werden würden. Alle Fenster würden ihren neuen Anstrich erhalten. Qualitativ waren wir uns zwar einig, dass man es mit mehr Zeit hätte besser machen können, jedoch war man in der Caritas mit dem Ergebnis höchstzufrieden. Eine weitere Kleingruppe übernahm nun doch noch das Eingangstor im Zaun des Caritas-Geländes. Einige russische Freiwillige kamen noch dazu und halfen mit.
Am Ende waren alle Fenster wieder weiß und das Eingangstor wieder grau und Natalia Pewzowa verabschiedete uns am letzten Abend, den wir für ein Schaschlik-Grillen nutzten, sehr herzlich mit einer Dankesrede. Zum Abschied und Dank erhielten wir alle eine Ikone und russische Schokolade. Uns wurde angeboten, jederzeit wieder zu Besuch zu kommen und uns wurde bewusst, wie schnell zwei Wochen dann doch vo-rübergehen. Nach einem durch die Zeitumstellung sehr kurzen Rückflug landeten wir am 24. August alle um einige Erfahrungen und Erlebnisse reicher, wieder wohlbehalten in Hamburg.
von David Heine