Freiwillig nach Russland
Er formuliert seine Verbundenheit mit diesem außergewöhnlichen Programm des Bistums so: "Tief beeindruckt bin ich immer wieder von der Bereitschaft der jungen Leute, sich einzulassen auf das Neue und Fremde, von ihrer Bereitschaft, mit den Menschen in ihren Einsatzorten und Ländern das Leben zu teilen und damit auch manche Mühsal, Entsagung und Krise. Ich konnte erfahren, welche persönlichen Reifungsprozesse und auch welch religiöses Wachstum bei vielen von ihnen stattgefunden haben. Ihr Engagement nach ihrer Rückkehr wird unsere deutsche Kirche beeinflussen und verändern, wird sich auswirken auf unsere Gesellschaft hier und auf deren Verantwortung für die Eine Welt… Sie selbst bringen ihren Einsatz und ihre Erfahrungen nicht nur hier im Bistum Osnabrück in verschiedenster Weise ein, sondern überall da, wo sie in Zukunft leben und arbeiten: in ihren Familien, ihrem Arbeitsfeld, im gesellschaftlichen und kirchlichen Kontext."
Wir, die Teamer des FDA-Programms, sprechen gewöhnlich von unserer "FDA-Familie" wenn wir von den mehreren hundert Freiwilligen sprechen, die dieses Programm in den letzten Jahren durchlaufen haben. Wer wie wir die jungen Menschen fast ein Jahr vorbereitet und ihren Dienst ein Jahr begleitet hat, baut eine sehr enge Bindung zu ihnen auf. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Freiwillige auch nach ihrer Rückkehr dem FDA und uns Teamern verbunden bleiben, an den Ehemaligen-Treffen und weiteren Veranstaltungen teilnehmen und sogar einen Ehemaligen-Verein gegründet haben.
Schon früh hat das Bistum Osnabrück jungen Menschen für die Zeit nach Schule, Studium oder Berufsausbildung den Freiwilligendienst im Ausland angeboten. Viele von ihnen sind auf der Suche nach Orientierung für ihren Lebensweg, gleichzeitig aber hochmotiviert zu lernen und zu helfen und sich gesellschaftlich, entwicklungspolitisch und kirchlich zu engagieren. Für diese jungen Leute wurde das FDA vom Bistum Osnabrück geschaffen. Seit 2004 ist dies an unterschiedlichen Stellen auch in Russland möglich.
Das Auswahlverfahren
Ein Jahr vor ihrer Ausreise lernen wir die Bewerber bei einem Schnupperwochenende kennen. Die Kandidaten müssen sich anschließend für ein Auswahlwochenende bewerben. Im November eines jeden Vorjahres ist die Entscheidung für den neuen FDA-Jahrgang gefallen. Jeweils Anfang Dezember teilen wir der Gruppe mit, in welches Land und zu welcher Freiwilligenstelle die einzelnen Teilnehmer ausreisen werden. Danach beginnt im Rahmen von Seminaren eine intensive Vorbereitung auf die Ausreise.
Clemens Pickel, unser Partnerbischof im Bistum St. Clemens, Saratow/Russland, der von Anfang an unseren Freiwilligendienst begleitet hat, formuliert es in einem Brief an unsere Freiwilligen so: "Jeder und jede einzelne muss gut vorbereitet sein auf die Situation in Russland. Hier ist es doch "ein bisschen" anders als im deutschen Umfeld. Sprache, Essen, Leute, Behörden, Straßen… Jeder kann da wohl seine eigene Litanei von Ungewöhnlichkeiten aufzählen, die besonders am Anfang ins Auge fallen… Denen, die ihren Freiwilligendienst in Russland schon hinter sich haben, möchte ich danken… Eine besondere Freude ist es für mich jedes Mal, wenn ich später höre, dass ihr auf irgendeiner Weise an Russland hängen geblieben seid… Mögen euch die Erfahrungen aus Russland helfen, euren weiteren Weg zu finden und zu gehen… Wahre Freundschaft ist nie zeitlich begrenzt."
Keiner, der nicht ein solches Jahr durchlebt hat, kann nachvollziehen, wie stark die emotionalen
Schwankungen durch die Herausforderungen des neuen Alltags die jungen Leute fordern. Viele von ihnen erleben neben Phasen großer Euphorie auch Phasen von Niedergeschlagenheit und haben auch Zweifel daran, das Jahr durchzustehen. Nicht immer gelingt dies ohne weiteres und es bedarf einer großen Kraftanstrengung, um sich aus so manchem Tal wieder emporzuarbeiten.
Alexander Hüser beschreibt sein Zeit als Freiwilliger so: "Mein Jahr in Wolgograd ist zu Ende und ich weiß, dass es für mich sicherlich eines der wichtigsten Jahre meines Lebens war… Die letzten Monate meines Auslandsjahres waren die schönsten überhaupt… Durch die Arbeit mit Kindern aus sozial schwachen Familien bin ich vielleicht empathischer geworden, habe die wichtige Erfahrung gemacht, dass jede Verhaltensweise ihre Gründe hat und man deshalb nie einen Menschen beurteilen darf, ohne ihn wirklich gut zu kennen…Ich habe in Wolgograd vieles erreicht und dabei doch in ziemlicher Einfachheit gelebt. Es ist ein befreiende Gefühls, so einfach glücklich zu werden."