Alkohol steht für Geselligkeit: Mit dem Konsum alkoholischer Getränke sind viele gesellschaftliche Rituale verbunden und Alkohol ist längst im Alltag etabliert. In Deutschland trinken 96,4 % der Bevölkerung zwischen 18 und 64 Jahren Alkohol. Negative Folgen des übermäßigen Konsums werden oftmals ignoriert: 1,77 Millionen Männer und Frauen sind alkoholabhängig. Um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren fand vom 18. bis 26. Mai die 7. bundesweite Präventionskampagne "Alkohol? Weniger ist besser!" mit dem Fokus auf "Alkohol am Arbeitsplatz" statt. Auch in der Stadt und im Landkreis Osnabrück ermöglichte die Aktionswoche zahlreiche Angebote und Veranstaltungen zu den Themen Prävention, Selbsthilfe und Behandlung wahrzunehmen.
Zum Abschluss der Aktionswoche informierte der Gesundheitsdienst für Stadt und Landkreis Osnabrück mit einer Veranstaltung auf dem Domplatz: Polizei, Fachkliniken, Selbsthilfegruppen und Fachambulanzen berieten rund um das Thema Alkohol.
"Es ist wichtig, dass wir der Stigmatisierung von alkoholkranken Menschen weiter entgegenwirken, damit sie für die Angebote der Suchtkrankenhilfe erreichbar sind", appellierte Diakon Dr. Gerrit Schulte. Der Caritasratsvorsitzende eröffnete gemeinsam mit dem theologischen Geschäftsführer der Diakonie Friedemann Pannen und dem Fraktionsvorsitzenden Bündnis 90/Die Grünen Volker Bajus die Abschlussveranstaltung der Aktionswoche. "Die jüngsten Zahlen im Rückgang des Alkoholkonsums pro Kopf und Jahr zeigen die erfolgreiche Arbeit, die dahinter steht. Es ist wichtig, diese zu sichern und auszubauen, sowohl finanziell als auch personell. Hierbei sind alle Kostenträger gefordert", betonte Schulte. Bajus stimmte ihm zu und erklärte: "Es ist gut, dass der Alkohol vom Arbeitsplatz verschwindet". "Es muss auch thematisiert werden, wie wir mit Kollegen umgehen, von denen wir glauben, dass sie am Arbeitsplatz trinken. Hier muss ein Bewußtsein geschaffen werden", ergänzte Pannen. "Alkoholsucht ist eine Krankheit! Die Aufklärung bzw. Präventionsarbeit, auch in den Betrieben, ist unabdingbar. An der Stelle müssen die Unternehmen noch näher mit der Suchthilfe zusammenrücken, um auf Bedarfe schnell reagieren zu können", plädierte Schulte.
In verschiedenen Talkrunden tauschten sich unter anderem Vertreter der Caritas und der Diakonie, des Jugendschutzes sowie Mitarbeitende von Suchtkliniken und Politiker aus. Michael Rudolph vom Jugendschutz der Stadt Osnabrück, Peter Flüchter vom Ameos Klinikum Osnabrück, Günter Sandfort, stellvertretender Caritasdirektor, Rainer Spiering, Mitglied des Deutschen Bundestages und Eva-Maria Westermann, Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses der Stadt Osnabrück, diskutierten in einer Talkrunde über das Thema "Griffnähe von Alkohol". "Alkohol ist in hohem Maße durch seine enthemmende Wirkung attraktiv", berichtete Rudolph. Er bemängelte, dass Jugendliche viel zu leicht an Alkohol heran kommen würden. Sandfort betonte, dass die konsequente Einhaltung des Jugendschutzgesetzes wichtig sei: "Ohne Einhaltung des Gesetzes und ohne Kontrolle bringt das beste Gesetz nichts. Wir wollten nicht den Alkohol verbieten, aber wir möchten ein Bewusstsein für den Konsum schaffen. Außerdem muss die Verfügbarkeit eingeschränkt werden", ergänzte er. Westermann sieht auch gute Möglichkeiten in der Prävention: "Wir müssen die Kinder und Jugendlichen stärken, damit sie "nein" sagen können. Und wir müssen auch die Erwachsenen, die Vorbilder sensibilisieren. Jeder muss sein eigenes Verhalten überdenken. Das Thema geht uns alle etwas an!".