Vier statt zwei halbwüchsige hungrige Kinder am Mittagstisch - allein diese Auswirkung der coronabedingten Schulschließung kann eine Familie finanziell ins Schwitzen bringen, wenn sie ohnehin jeden Cent umdrehen muss. "Die Kinder essen mir die Haare vom Kopf", formuliert es die betroffene Mutter lapidar, aber verzweifelt, als sie sich hilfesuchend an die Caritas wendet.
Es sind Geschichten wie diese, die Gabriele Bührs und ihre Kolleg*innen von der Caritas im Landkreis Osnabrück derzeit in der Allgemeinen Sozialen Beratung (ASB) immer wieder hören: Alleinerziehende, die wegen der fehlenden Kinderbetreuung nicht arbeiten können. Eltern, die von Kurzarbeit betroffen sind oder den Arbeitsplatz verloren haben. Senioren, denen das Geld ausgeht, weil sie aus Sicherheitsgründen nur noch im nahen Supermarkt einkaufen gehen und nicht mehr wie sonst dort, wo es gerade Sonderangebote gibt. "Finanzielle Hilfen für Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs wie Hygieneartikel werden bei uns im Moment am stärksten nachgefragt", sagt Gabriele Bührs. Dank Spendengeldern kann die Caritas schnell und unkompliziert helfen.
Familien am Limit
Die Allgemeine Soziale Beratung ist schon in normalen Zeiten ein Seismograph dafür, wo in der Gesellschaft der Schuh drückt. Im Moment wird deutlich, wie sehr die Corona-Einschränkungen vor allem jene Menschen treffen, die "finanziell ohnehin am Limit sind", wie Gabriele Bührs es ausdrückt: "Diese Familien haben unter normalen Umständen keine Chance, Rücklagen zu bilden. Jetzt kämpfen sie mit Mindereinnahmen und Kurzarbeit. Viele geringfügige Beschäftigungen, mit denen einige das Arbeitslosengeld II aufstocken, fallen aktuell weg. Das bringt die Menschen in eine echte Existenznot." Neben der kurzfristigen finanziellen Unterstützung helfen die ASB-Berater*innen auch bei Antragsstellungen für staatliche Sozialleistungen.
Laptop, Bildschirm, Drucker
Auch das Homeschooling - also das Lernen der Schulkinder daheim - ist in vielen Familien nicht ohne weiteres möglich, weil die technischen Voraussetzungen nicht gegeben sind. "Häufig fehlen Laptop, Bildschirm und Drucker", sagt Gabriele Bührs. Gemeinsam mit dem Osnabrücker Verein Kinder in Not e.V., der sich für die Bildungsgerechtigkeit von Kindern einsetzt, versuchen die ASB-Berater*innen, finanzielle Unterstützung für die Anschaffungskosten zu organisieren. "Sonst leiden vor allem Kinder aus einkommensschwachen Familien darunter, dass sie derzeit nicht in der Schule lernen können", so die Caritas-Mitarbeiterin.
Da ein Ende der Zeit mit den mehr oder weniger vielen Einschränkungen nicht in Sicht ist, wird der Unterstützungsbedarf weiter steigen, glaubt Gabriele Bührs. "Es kommen immer mehr Menschen zu uns, die sonst gerade so über die Runden kommen, aber nun aufgrund der Coronakrise in Engpässe geraten", sagt sie. "Wir sehen: Bei vielen wird das knappe Geld immer knapper."