Frau Maier, die Mutter von Jule und Tim, war den Lehrern bekannt als aktive, fröhliche Frau mit vielen Interessen. Allerdings ist es lange her, dass die Lehrer sie gesehen haben, denn sie verlässt das Haus nur noch selten. Frau Maier kommt morgens kaum noch aus dem Bett und vernachlässigt den Haushalt, ihre zwei Kinder und ihr Sozialleben. Jule und Tim kapseln sich in der Schule immer mehr ab und wimmeln Fragen über ihre Eltern ab.
"Das ist ein fiktives Beispiel für Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind. Solche Kinder müssen früh erwachsen werden, da ihnen eine Verantwortung aufgebürdet wird, die nicht altersgerecht ist. Die Folge ist, dass die Kinder sich verändern, sie werden beispielsweise still oder reizbar", berichtet Maria Schürmann, Fachbereichsleiterin "Familie und Gesundheit" beim Caritasverband Emsland.
Das Thema "Kinder psychisch kranker Eltern" stand im Mittelpunkt des letzten Netzwerktreffens "Frühe Hilfen" in Papenburg. Dieser Verbund von Fachkräften unterschiedlicher Verbände und Einrichtungen unterstützt junge Familien bereits ab Beginn der Schwangerschaft. "Junge Familien stehen heute immer größeren Herausforderungen gegenüber", weiß Schürmann, und: "psychische Erkrankungen nehmen in unserer Gesellschaft zu!"
Zu dem Thema "Kinder psychisch kranker Eltern" referierte Andrea Caby, Professorin für Sozialpädiatrie und Sozialmedizin bei dem Treffen in Papenburg. Sie ist Leiterin des Sozialpädiatrischen Zentrums des Marien Hospitals Papenburg und arbeitet an der "Medical School Hamburg". Multiprofessionelle Netzwerke wie die vom Caritasverband Emsland begleiteten "Frühe Hilfen" sind nach Cabys Worten gut geeignet, um frühzeitig helfend tätig zu werden.
"Der Caritasverband ist gleich zu Anfang in das Thema "Frühe Hilfen" eingestiegen. Wir besuchen beispielsweise Mütter, die entbunden haben, im Marien Hospital und fragen, ob sie Hilfe benötigen. So erfahren wir oft früh, wenn bei der Familie etwas im Argen liegt", erklärt Schürmann. Zwar seien die Netzwerkmitglieder keine Therapeuten, aber sie könnten dann an entsprechende Einrichtungen verweisen, falls nötig. Der Caritasverband arbeitet dabei in enger Kooperation mit der Netzwerkkordination "Frühe Hilfen" des Landkreises Emsland zusammen.
Das Netzwerk "Frühe Hilfen" im nördlichen Emsland trifft sich zweimal jährlich.
Das nächste Treffen findet im Niels-Stensen-Haus in Papenburg am 23. April in der Zeit von 9.30 bis 12.00 Uhr statt.
Interessierte können sich bei Birgit Berssen vom Caritasverband für den Landkreis Emsland unter Telefon 04961 94410 oder bei Marion Möller vom Landkreis Emsland, Fachbereich Jugend, Netzwerkkoordination "Frühe Hilfen", unter Telefon 05931 441482 melden.