Sucht ist nicht nur ein banales Randproblem in unserer Gesellschaft: ca. 9,5 Millionen Menschen in Deutschland konsumieren riskant Alkohol, 3,5 Millionen sind abhängig. Die bundesweite "Aktionswoche Alkohol" mit dem Motto "Kein Alkohol am Arbeitsplatz" macht aktuell auf die sensible Problematik aufmerksam. Pro Jahr werden deutschlandweit in den rund 1.500 Suchtberatungsstellen, die der deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) angehören, mehr als eine halbe Million Menschen mit Suchterkrankung und deren Angehörige betreut und begleitet sowie in weiterführende Behandlungen vermittelt. Auch Menschen mit nichtstoffgebundenen Verhaltensweisen wie Glückspiel oder Onlinesucht erhalten fachkundige Hilfe in den Suchtberatungsstellen oder den Sucht-Fachambulanzen.
Die Suchtberatungsstellen sind für Suchtkranke und ihre Angehörigen wichtige Anlaufstellen und übernehmen bundesweit eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge. "Wir müssen Menschen mit Suchtproblemen frühzeitig erreichen, einer Stigmatisierung dieser Menschen entgegen wirken und Hilfeangebote und Behandlungsmöglichkeiten so leicht zugänglich wie eben möglich machen. Dazu benötigen wir weiterhin ein gut ausgebautes Netz von Fachstellen vor Ort", erklärt Conrad Tönsing, Geschäftsbereichsleiter Suchtprävention und Rehabilitation des Caritasverbands für die Diözese Osnabrück e.V. Die Fachstellen und Fachambulanzen spielen eine zentrale Rolle in der Beratung und Behandlung dieser Problemlagen. Sie tragen dazu bei, dass soziale sowie gesundheitliche Folgen des Drogenkonsums gesenkt werden und somit die Folgekosten von Suchterkrankungen für das Gesundheitssystem geringer werden. "Suchthilfe bietet niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten und qualifizierte Angebote", erklärt Tönsing. In der Suchthilfe werden vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut, die als Basis für die weitere Beratung und Behandlung oder auch für die Vermittlung in die Rehabilitation dienen. Die Suchthilfen vor Ort bieten den Betroffenen sowie den Angehörigen zudem Zugang zu den jeweiligen regionalen Hilfsnetzwerken.
Die Zahlen sprechen für sich: Zu 65 % erfolgt die Vermittlung in weiterführende Hilfe wie in die medizinische Rehabilitation aus den Suchtberatungsstellen. Dank des Erfolgs dieser Anlaufstellen und effektiver Maßnahmen im Bereich der Prävention und Frühintervention wie zum Beispiel durch das Alkoholpräventions-Projekt "HaLT- Hart am Limit", sind die Zahlen der Suchterkrankungen rückläufig. So sank beispielsweise der Gesamtkonsum an alkoholischen Getränken 2017 gegenüber dem Vorjahr um 2,38 % auf 131,1 Liter pro Kopf. In den Krankenhäusern gab es 2017 nur noch 314.211 Behandlungsfälle, davon waren 27.721 Kinder und Jugendliche, das sind 2,6 % weniger als im Vorjahr.
Allerdings wachsen die Herausforderungen an die Suchtberatungsstellen stetig, während die Finanzierung vielerorts stagniert. "Immer mehr leisten bei gleichbleibender Finanzierung ist einfach nicht möglich", erklärt Tönsing. "Die Fachambulanzen mit ihrer Suchtberatung haben eine wichtige Rolle in unserer Gesellschaft und sind als zentrale Anlaufstelle für Suchtkranke von immenser Bedeutung. Daher ist eine stabile Finanzierung aus öffentlicher Hand wichtig!"
Zur Sache:
In Deutschland sind in der Altersgruppe der 18-64jährigen 1,7 Mio. Menschen alkoholabhängig, 5,5 Mio sind abhängig von Tabak, 2,3 Mio. sind medikamentenabhängig, es gibt 319.000 Abhängige von illegalen Drogen und ca. 415.000 Abhängige von Glücksspiel.