"Zusammen sind wir Heimat" ist der markante Titel der bundesweiten Caritas-Kampagne 2017. Dem katholischen Wohlfahrtsverband geht es in diesem Jahr um ein Phänomen, das ausgesprochen vielfältig und mehrdeutig ist. Der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück, Diakon Dr. Gerrit Schulte dazu: "Jeder denkt und fühlt etwas anderes, wenn man ihn auf das Wort Heimat anspricht. Zudem ist bemerkenswert, dass dieses Wort noch vor wenigen Jahren nur von konservativen Menschen in den Mund genommen wurde. Mittlerweile hat es Hochkonjunktur - schauen Sie nur in die Zeitschriftenregale."
Caritasdirektor Franz Loth erklärt, weshalb Heimat in Mittelpunkt der Caritas-Kampagne steht: "In den vergangenen Jahren sind sehr viele Menschen zu uns gekommen, die ihre Heimat wegen Krieg oder Verfolgung verlassen haben. Viele von ihnen werden eine ganze Zeit in Deutschland bleiben. Sie werden hier ein Stück Heimat finden. Dies kann nur zusammen mit den Menschen gelingen, die hier bereits seit vielen Jahren zu Hause sind, mit den Einheimischen also."
Große Herausforderung fordert immer neue Impulse
Schulte und Loth wissen, dass es dafür von allen Beteiligten Engagement und Anstrengung braucht. "Mit der Kampagne soll nicht auf naive Weise überdeckt werden, dass wir es hier mit einem sehr anspruchsvollen Prozess zu tun haben. Man muss nur die Zeitung aufschlagen, um zu sehen, wie schwierig das sein kann," unterstreicht Gerrit Schulte. "Gerade deswegen wollen wir jedoch weiterhin Impulse setzen, die helfen können, alteingesessene Menschen und neu Zugewanderte miteinander in Kontakt zu bringen und zusammen Heimat zu gestalten."
Franz Loth blickt in diesem Zusammenhang auch Richtung Spätsommer: "Im September ist Bundestagswahl. Ich bin sicher, dass bis dahin vieles, was mit Heimat zu tun hat, besondere Bedeutung erhält. Wir stehen ausdrücklich für eine Idee von Heimat, die mit Gastfreundschaft, Miteinander und Integration zu tun hat. Dafür werden wir uns sehr deutlich positionieren."
Der Osnabrücker Caritasverband warnt in diesem Zusammenhang vor populistischer Zuspitzung und Hetze. "Gerade im Internet, in den sozialen Medien und in den Leserkommentaren auf Zeitungsportalen, wird der Ton immer aggressiver. Wir bieten für unsere Mitarbeitende und für Ehrenamtliche daher Kurse an, in denen sie üben können, Position zu beziehen und auf Hassbeiträge zu reagieren. Das ist nicht einfach und dafür gibt es auch keine Patentrezepte," erläutert Loth. "Auf gar keinen Fall dürfen wir die Heimat den Rechtspopulisten überlassen," stellt zudem Diakon Schulte klar.
Fachtag zur Wohnraumsituation geplant
Auf ganz anderer Ebene setzt der Caritasverband an, wenn er die Situation auf dem Wohnungsmarkt in den Blick nimmt. "Heimat findet man nur dort, wo man sich wohl fühlt. Das beginnt mit den eigenen vier Wänden - also bei einer angemessenen Wohnung. Für Menschen mit kleinem Geldbeutel, egal ob einheimisch oder zugewandert, wird es immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden," betont der Caritasvorsitzende Diakon Schulte. "Wir haben deshalb bereits Ende letzten Jahres eine Wohnraumresolution verabschiedet, die erstaunlich gute Resonanz gefunden hat, auch bei den Verantwortlichen in den Kommunen. Wir sind gefragt worden, ob wir Lösungsansätze haben. Patentrezepte gibt es nicht, aber wir werden in einem Fachtag in der zweiten Jahreshälfte versuchen, Antworten zu finden, gute Beispiele vorzustellen und Lösungswege zu skizzieren."
Zudem wird die Caritas Aktionen initiieren, die jüngere und ältere Menschen anregen sollen, sich mit ihrem eigenen Bild von Heimat zueinander zu setzen und zu schauen, wo Begegnung mit Einheimischen und Zugewanderten geschieht oder möglich ist.