Mit Kühen bedürftigen russischen Familien helfen: so funktioniert das Kuh-Projekt von "Eine Kuh für Marx", der Russlandhilfe des Diözesancaritasverbandes. Nun wurde die 500. Kuh an eine russische Familie übergeben. Grund genug für den Initiator des Projektes Bischof Clemens Pickel aus dem südrussischen Saratow nach Osnabrück zu kommen und mit den Caritas-Projektpartnern vor Ort zu feiern. 17 Jahre intensive deutsch-russische Zusammenarbeit stehen hinter dem Projekt, das seitdem an Aktualität nichts eingebüßt hat und um viele weitere Hilfebereiche ergänzt wurde.
"Das Prinzip ist einfach und deshalb funktioniert es", erklärt Ottmar Steffan. Wir sammeln Spenden für bedürftige russische Familien in den ländlichen Gebieten. Denn gerade hier sind viele Familien von Arbeitslosigkeit und existentieller Not betroffen. Von dem Geld werden Kühe gekauft, die dann ganz konkret dazu beitragen den Lebensunterhalt zu sichern."
Eine essentielle Unterstützung, denn eine Kuh hilft durch die Erzeugnisse wie Milch, Butter und Käse die Familie zu ernähren und zugleich können diese Produkte weiterverkauft werden. Aber das Projekt geht über diese Hilfe noch hinaus: Die Familie ist verpflichtet, das erste Kalb an eine andere Not leidende Familie abzugeben. "Die Hilfe wird weitergegeben. So entsteht auch vor Ort ein großes Hilfenetzwerk."
Mit Kühen Hilfe zur Selbsthilfe leisten
"Die Not der Familien ist oft sehr groß. Die Kinder dieser Familien sind schlecht ernährt, deshalb oft krank und das Geld für Medikamente fehlt. Alleine ist der Ausweg aus so einer Situation sehr schwer", beschreibt Bischof Pickel die Situation der Familien. "Für uns ist es ein wahres Geschenk, dass wir uns auf unsere Osnabrücker Partner verlassen können und ein großer Schatz für die Menschen in meinem Bistum, denen wir so ganz konkrete Hilfe geben können."
Für Caritasdirektor Franz Loth ist das Gelingen des Projekts auch ein Beweis für die verantwortungsvolle Arbeit der Caritas: "Die Arbeit auf deutscher und russischer Seite zeigt wie Caritas-Netzwerke funktionieren: wir tragen Verantwortung füreinander und unsere Hilfe ist immer auf Dauer angelegt - sei es in Osnabrück oder in Saratow."
Eine Kuh kostet 800 Euro, die "Vermittlung" läuft über die Kirchengemeinden und die Caritas vor Ort. Priester, Ordensleute oder Mitarbeiter der Caritas wählen eine bedürftige Familie aus. Nach Erhalt des Spendengeldes erhält die Familie eine Kuh sowie noch etwas Geld für Futter, eine Stallreparatur oder für die Anschaffung eines Kühlschranks zur Kühlung der gewonnen Produkte. Die neuen Kuhbesitzer verpflichten sich, das erste neugeborene Kalb an eine andere bedürftige Familie abzugeben. Der Spender in Deutschland erhält neben der Spendenbescheinigung einen Bericht über die Familie.
Zum Hintergrund
Nach dem Zerfall der Sowjetunion hat der wirtschaftliche Aufschwung einigen wenigen Menschen großen Reichtum gebracht - die meisten Menschen blieben jedoch arm. Die Umstrukturierung der Industrie- und Agrarwirtschaft, die Wirtschaftskrise hatten zur Folge, dass vor allem die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten von Arbeitslosigkeit und Not betroffen wurden.
1999 schickte Bischof Clemens Pickel aus Saratow an Ottmar Steffan, Referent beim Caritasverband für die Diözese Osnabrück, eine Anfrage und bat darin kurzfristig um Hilfe für eine notleidende Familie in der Stadt Marx an der Wolga. Er hatte die Idee, dieser Familie eine Kuh zu schenken. Innerhalb eines Tages gab es daraufhin aus drei katholischen Kirchengemeinden des Bistums Osnabrück Zusagen, die Kuh zu finanzieren. Und innerhalb der ersten fünf Jahre entwickelte sich aus dieser ersten Aktion ein Projekt. Mittlerweile sind die "Osnabrücker Kühe" in ganz Russland zuhause, beispielsweise auch im Kaukasus und über die Weiten Sibiriens bis zur russisch-chinesischen Grenze in Fernost. Mit einer Kuh für Marx begann alles. Das Kuhprojekt wurde im Laufe der Jahre sogar zum Namensgeber für die gesamte Russlandhilfe des Caritasverbandes für die Diözese Osnabrück e.V: "Eine Kuh für Marx". Hinter ihr verbergen sich nicht nur das Kuhprojekt, sondern auch Projekte für Kinder und Jugendliche, Familien in Not, Obdachlose und alte, kranke und behinderte Menschen. Von Anfang an wurde die Arbeit der Koordinatoren der Caritas in Osnabrück und Saratow durch Ehrenamtlicher unterstützt.