"Willkommen zuhause? " - mit dieser Fragestellung und der Bedeutung der Muttersprache im Integrationsprozess befasste sich jetzt eine Fachtagung im Schweriner Rathaus, die gemeinsam von der Landeshauptstadt Schwerin und dem Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V. durchgeführt wurde. Der Caritasverband ist Initiator und Begründer der Dienstleistung Sprach- und Kulturmittlung, die seit 2013 auch in der Region Schwerin durch die Caritas Westmecklenburg etabliert wird.
In Fachvorträgen und Workshops wurden auf der Tagung Möglichkeiten ausgelotet, den Zugang von Ausländer/innen zu Beratungsangeboten und Dienstleistungen zu verbessern und damit eine gleichberechtigte Teilhabe sicherzustellen. Im Mittelpunkt standen dabei interkulturelle Öffnungsprozesse, der Aufbau kommunaler Dolmetscherdienste und die Qualitätssicherung von Dolmetscheinsätzen. "Wir sind sehr froh, dass das Osnabrücker Konzept nun auch in Schwerin Fuß gefasst hat und für die Umsetzung unseres Integrationskonzepts wichtige Impulse gibt", so Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow in ihrem Grußwort zu Beginn der Tagung. Annegret Grewe, Integrationsbeauftragte der Stadt Bielefeld wies darauf hin, dass sich der Einsatz von Sprachmittelnden vor allem auch aus Kostengründen lohne.
Beratungen und Hilfen könnten effektiver und vor allem schneller vermittelt werden. "In der Arbeitsverwaltung hat der Einsatz von Sprachmittelnden vor allem positive Auswirkungen auf die Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt", betonte Elena Kovaltchuk von der MaßArbeit kAöR im Landkreis Osnabrück, zugleich einer der größten Abnehmer der Dienstleistung SPuK OS (Sprach- und Kulturmittlung Osnabrück).
Die aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten Gäste waren sich einig, dass eine Sprachmittlung insbesondere zu Beginn des Integrationsprozesses die Teilhabechancen von Ausländer/innen erheblich erhöht und dabei hilft, die kommunalen Dienstleistungen zu verbessern. "Es ist Zeit, damit zu beginnen, die gegenwärtig herrschende Sprachlosigkeit zu durchbrechen und miteinander ins Gespräch zu kommen", betonte Gabriele Erpenbeck, Mitglied im Caritasrat des Bistums Osnabrück.
Dass dies ein erster Schritt ist, davon ist Hilde Scheidt, Bürgermeisterin der Stadt Aachen überzeugt. Es müssten aber weitere Schritte Folgen und dazu gehöre vor allem eine intensivere Sprachförderung, vor allem für junge Menschen.
Zum Hintergrund: SPuK OS entstand im Jahr 2003 - zunächst als Qualifizierung von Asylsuchende, denen ein spezielles Arbeitsfeld geschaffen werden sollte. In den Folgejahren wurde das Konzept weiterentwickelt und qualitätsfest gemacht. Seit 2012 finanziert sich das Angebot in der Region weitgehend aus den Honorarsätzen für die Dolmetschereinsätze. In 2014 wurden hier mehr als 1.100 Dolmetscheinsätze vermittelt. Das Netzwerk SPuK OS besteht aus 80 Mitgliedern, die 40 Dolmetschsprachen anbieten. Der Konzeptansatz SPuK OS wird seit 2012 bundesweit verbreitet und seit 2013 in der Region Schwerin erprobt. 34 Netzwerkmitglieder bieten hier 28 Dolmetschsprachen an.
Im Frühjahr 2015 wird das Konzept im Saarland implementiert. Die Entwicklungsphasen und die bundesweite Verbreitung des Modells wurden bislang aus Mitteln des Europäischen Integrationsfonds gefördert. Die Förderung läuft zum 31.01.2015 aus. Die Beteiligten hoffen jedoch auch weiterhin auf eine Unterstützung aus europäischen Fördermitteln.
Ihr Ansprechpartner: Norbert Grehl-Schmitt, Telefon 0173 / 390 9258 oder ngrehl-schmitt@caritas-os.de
Das Angebot in Schwerin finden Sie unter www.spuk.info/schwerin