Tiere, die nach einem elenden Leben qualvoll sterben, Menschen, die als Werksvertragsarbeiter in Schlachtereien zu unmenschlichen Bedingungen arbeiten und Schlachthofinhaber, die die großen Gewinne einstreichen: Diese drei Szenen zeichnete Wolfgang Schorlau bei seiner Lesung aus seinem Bestseller-Krimi "Am zwölften Tag - Denglers siebter Fall" beim Akademieabend der Caritas nach. Damit bereitete er den Boden für eine vielschichtige, komplexe Podiumsdiskussion in der Ursulaschule Osnabrück.
Im Anschluss an die Lesung diskutierten Matthias Brümmer, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Prälat Peter Kossen (Vechta) und Dr. Joachim Timmermann, Geschäftsführer Weidemark Fleischwaren GmbH Sögel, über die Bedingungen in der Fleischindustrie, über Arbeitsausbeutung und soziale Verantwortung.
"Der Missbrauch der Werksverträge muss beendet werden. Die Arbeiter müssen ganz einfach nach dem Mindestlohn bezahlt werden. Und es muss ihnen ermöglicht werden, ihre Familien nachzuziehen", forderte Brümmer und erntete dafür spontanen Applaus der ungefähr 120 Gäste. Gegen die Abhängigkeit der Arbeiter von den Schlachthofbetreibern müsse etwas getan werden, ebenso gegen die versteckte Leiharbeit im Rahmen der Werkverträge. Timmermann erläuterte daraufhin die Beweggründe der Arbeiter diese Verträge anzunehmen: "Oft sind die Arbeiter, die bei uns beschäftigt sind junge Leute, die möglichst viel und schnell Geld verdienen wollen. Sie wollen nicht fest eingestellt werden, weil sie mit dem Geld zurück in ihre Heimatländer gehen", so Timmermann. Zurzeit sei es zudem aufgrund des großen Wettbewerbs in der Fleischindustrie praktisch nicht möglich, die ausländischen Werksarbeiter zu ersetzen.
Prälat Kossen richtet den Blick gezielt auf die persönlichen Schicksale und unsere gesamtgesellschaftliche Verantwortung. "Diese Menschen, die in den Schlachtereien arbeiten sind körperlich und psychisch am Ende. Ganze Familien zerbrechen daran. Wir nutzen diese Menschen schamlos aus". Gerechtigkeit habe seinen Preis, so Kossen: "Wenn das Kilo Klopapier teurer ist als das Kilo Fleisch, dann stimmt etwas nicht in unserer Gesellschaft."